Makro- und Naturfotografie sind technikorientierte Sparten, aber ohne Gefühl nützt die beste Technik nichts. Auf dem Bild mag jede Menge zu sehen sein, aber dennoch wirkt es irgendwie leer. Der preisgekrönte Naturfotograf Petar Sabol illustriert dieses Prinzip ganz hervorragend: Seine Bilder sind technisch perfekt, aber auch visuell ansprechend. Sie verleihen den wissenschaftlichen Gegenständen eine neue Dimension und lassen sie faszinierend wirken.
„Es gibt vieles, das man richtig hinbekommen muss, und alles kann zum Problem werden. Das Licht, die Verschlusszeit, der Fokus, die Schärfentiefe … Vor allem bei der Makrofotografie kommt es auf die Technik an. Dann ist da die Umgebung: Mal fliegt das Motiv weg, mal bewegt der Wind einen Zweig … Aber man muss all das überwinden und seine künstlerische Vision Wirklichkeit werden lassen. Meiner Erfahrung nach funktioniert das, wenn ich entspannt bin und mich auf das Motiv einlasse … Dann kann man dieses Gefühl, den künstlerischen Ausdruck im Bild festhalten. Aber ich bin nicht perfekt – es klappt nicht immer.“
Petar verweist auf ein unglaubliches Foto, das er von einem Eisvogel gemacht hat, der ins Wasser eintaucht. Diese Aufnahme war keine Glückssache, sondern harte Arbeit. Der Sekundenbruchteil, in dem die Aufnahme gemacht werden konnte, erforderte monatelange Anstrengungen.
„Nach dieser Aufnahme musste ich einfach jubeln! Es war ein fantastischer Augenblick. Der Höhepunkt eines langen Prozesses. Ich habe mich mit dem Eisvogel vertraut gemacht und viele Fotos von ihm auf Bäumen aufgenommen, bevor ich die Idee hatte, etwas ganz anderes zu machen. Aber wie sollte ich unter die Wasseroberfläche schauen? Es war das Schnellste, was zu der Zeit möglich war. 12 Bilder pro Sekunde – mehr als genug also, um den Moment einzufangen. Und das ist nur ein Bild von vielen. Jetzt haben wir die α9 mit 20 fps. Diese Geschwindigkeit ermöglicht Sony uns, um den Augenblick einzufangen.“
Mithilfe einer Unterwassertasche tauchte Petar die Kamera etwa 50 cm tief ins Wasser ein, tief genug, um das Gefühl des Eintauchens in den Fluss zu vermitteln, aber immer noch flach genug für ausreichendes Licht. Außerdem musste die Sonne scheinen, um die lebhaften natürlichen Farben wiedergeben zu können.
„Bei dem Foto von dem Eisvogel habe ich alle Einstellungen – Fokus, Verschlusszeit und Blende – manuell vorgenommen und meine Komposition auf eine Stelle ausgerichtet, an der er wahrscheinlich eintauchen würde. Dort hatte ich Fischfutter hineingeworfen, um seine Beute anzulocken. Danach hieß es einfach Ausprobieren. Man kann die Kamera nicht mehr bewegen, nur auf das Motiv reagieren. Man sieht gar nicht, was man aufnimmt. Aber ich war mit Leidenschaft dabei, ich hatte eine Vision. Manchmal war es frustrierend. Mal war der Vogel perfekt fokussiert, aber nicht richtig im Bild. Dann wieder war er perfekt zentriert, aber nicht scharf … Ich musste wirklich hartnäckig sein!“
Die Konstante in Petars Arbeit ist seine Begeisterung für Licht. Licht erschafft die natürliche Welt, also sollte es natürlich auch bei ihrer Dokumentation im Vordergrund stehen. Seine Bilder sind voller Licht. Es hebt kleine Details bei Insekten und Vögeln hervor und sorgt für dramatische Bilder, bei denen die Szene und die Motive nur so vor Leben sprühen. Er fotografiert vor allem am frühen Morgen und bei Sonnenuntergang. Dabei komponiert er seine Bilder gegen das Sonnenlicht und holt Details, falls nötig, aus dem Schatten hervor, ebenso wie die lebendigen Farben, die auf den dicht komponierten Aufnahmen zu sehen sind.
Ein bemerkenswertes stilistisches Merkmal seiner Arbeit ist, dass er Lichtstrahlen einsetzt, die wie ein Spotlight für seine Motive wirken. Diesen Look hat er durch Experimentieren entwickelt. Er nennt ihn „photonic bliss“ (photonische Seligkeit). Den Effekt erreicht er mit einem gewöhnlichen Starbust-Filter, aber nicht so, wie man es vielleicht erwartet.
„Ich verwendete oft Filter, um Glanzlichter zu betonen – vor allem bei Tieren, die von hinten beleuchtet und mit Morgentau bedeckt waren. Beim Composing merkte ich dann, dass ich aus einem bestimmten Winkel, bei seitlichem Sonnenlicht, einen wunderbaren Lichtstrahl aus der Bildecke erzeugen konnte. Das sah einfach atemberaubend aus. Ich war fasziniert. Wer das Foto sieht, denkt vielleicht, dass ich Photoshop oder einen Filter verwendet habe, aber es war nur die Hardware.“
Genug Experimentierfreude und Hingabe lohnen sich. Petar verbringt viel Zeit damit, seine Fotoobjekte in der Natur zu erforschen. Das sieht man seinen Bildern an. Petars Vorgehensweise ist so methodisch fundiert wie bei Studiofotografie, obwohl er alle Fotos draußen in der Natur aufnimmt.
„Man muss sich vor allem im Einklang mit der Natur befinden und sich mit den Motiven auskennen. Wenn ich im Wald unterwegs bin, suche ich schon am Abend zuvor nach den Tieren, die ich fotografieren möchte. Ich beobachte ihr Verhalten, während sie aktiv sind. Bei Sonnenuntergang werden sie ruhiger und lassen sich zum Schlafen nieder. Ich merke mir ihre Ruheplätze. Dadurch kann ich sie am nächsten Morgen, wenn sie noch träge sind und sich noch nicht in der Sonne aufgewärmt haben, besser wiederfinden. Das erleichtert die Aufnahmen enorm. Ich bin schon vor Sonnenaufgang draußen, um zu fotografieren. Diese Zeit möchte ich einfach nicht verschwenden.“
Bei bewegungslosen Motiven kann er leichter Makrotechniken wie Focus Stacking anwenden, bei dem der Fokus immer wieder verschoben wird, bis das ganze Tier erfasst ist. Bis vor Kurzem hat Petar das noch manuell gemacht. Jetzt verwendet er eine elektronische Fokussierschiene für seine Objektive. Er setzt Stacking ein, wenn die Bedingungen stimmen. Zusätzlich macht er aber auch immer ein paar Fotos bei kleineren Blendenöffnungen und achtet darauf, durch seitliche Positionierung zum Motiv mehr davon scharf zu erfassen.
„Neben dem Stacking habe ich noch zahlreiche andere Vorteile entdeckt, die die neuen Kameras mir bei meinen Makroarbeiten bieten. Der vollständig schwenkbare Bildschirm ist gut für Aufnahmen im Freien einstellbar. Auch die EVFs sind unglaublich. Man sieht schon vor der Aufnahme ganz genau, wie das Bild aussehen wird. Änderungen an der Belichtung, Weißabgleich – all das ist völlig klar. Es ist toll, auf diese Weise zu arbeiten, weil man das Foto machen kann, ohne darüber nachzudenken, was man noch alles nachbearbeiten muss. Auch das Fokus-Peaking ist äußerst nützlich. Damit kann ich alles perfekt scharf einstellen. Herkömmliche digitale Spiegelreflexkameras wirken jetzt wie veraltete Technologie und die Unterschiede werden in Zukunft noch größer werden.“
„Ich versuche immer, Ich versuche immer, noch bessere Fotos zu machen, egal wie viel Zeit und Mühe ich investieren muss, egal, wie viel Zeit und Mühe ich investieren muss.“