Ich habe die Natur schon als Kind geliebt, aber mit der Tierfotografie habe ich erst richtig angefangen, als ich an der Universität Biologie studiert habe. Nach der Uni beschloss ich, Profifotograf zu werden, und reiste nach Ecuador. Dort blieb ich drei Jahre lang und arbeitete an meinen ersten Fotoprojekten. Im Laufe der Jahre habe ich die unterschiedlichsten Arten fotografiert, aber in letzter Zeit stehen bei den meisten meiner Projekte Insekten im Mittelpunkt.
Hintergrundwissen über das Motiv
Insekten sind überall. Deswegen geben sie so ein gutes Fotomotiv ab. Sie sind im Garten, auf der Straße, im Park und sogar in der eigenen Wohnung zu finden. Bevor Sie beginnen, sie zu fotografieren, sollten Sie sich die Zeit nehmen, etwas über sie zu lesen, um Näheres über ihr tägliches Leben zu erfahren und herauszufinden, wann, wo und wie Sie sie entdecken können. Das kann richtig Spaß machen, man muss nur genau genug hinschauen.
Insekten zeigen unterschiedliche Verhaltensweisen, deswegen müssen unterschiedliche Techniken eingesetzt werden, um sie zu fotografieren. Die Fotos von der Libelle wurden beispielsweise am frühen Morgen aufgenommen, als es noch kühl und das Tier noch kalt und entspannt war. Mit einem Stativ und meinem FE 50 mm f/2.8-Makroobjektiv konnte ich wirklich nahe herangehen, ohne dass sie sich bewegte. Sobald die Sonne aufgegangen ist, wärmen Libellen sich auf und beginnen herumzufliegen. Dann sind Nahaufnahmen unmöglich. Deswegen ist es so wichtig, diese kleinen Details zu kennen. Man braucht nichts weiter als Wissen und etwas Übung – und natürlich ein wenig Glück.
Außeneinsätze
Die typische Tages- oder Nachtaufnahme gibt es nicht. Es hängt alles von dem Tier ab, das man fotografieren möchte. Insekten sind in der Regel leichter zu fotografieren, weil es – verglichen mit Säugetieren – meist mehr von ihnen gibt, sodass man mehr Chancen hat, bestimmte Verhaltensweisen festzuhalten.
Bei meiner Arbeit mit Insekten in der letzten Zeit bin ich mit meiner Sony α7R III, meiner α7R IV und meinen Objektiven in den Regenwald gegangen – meist in der Nacht. Dort habe ich dann fast die ganze Nacht hindurch Fotos gemacht und gerade einmal drei Stunden geschlafen. Ich bin so begeistert von den vielen verschiedenen Lebewesen da draußen, dass ich immer das Gefühl habe, Zeit zu verschwenden, wenn ich schlafe.
Nicht alle meine Projektstandorte sind extrem, aber sie bringen immer ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Das folgende Bild wurde beispielsweise für die spanische Zeitung Dominical aufgenommen. Es ging um Asiatische Hornissen, die zahlreiche Probleme verursachen. Sie töten zum Beispiel Tausende von einheimischen Bienen, die zur Honigproduktion gehalten werden. Ein Landwirt ist selbst aktiv geworden und hat elektrische Zäune in der Nähe der Bienenstöcke aufgestellt, um die Wespen zu töten und so seine Bienen zu schützen. Ich musste einen Imkeranzug tragen, um das Gerät zu fotografieren. Dabei durfte ich nicht an die elektrischen Drähte kommen … Das war unmöglich. Ich habe einige Stromschläge abbekommen, aber ich habe trotzdem weitergemacht, um die perfekte Aufnahme zu bekommen.
Aufnahmen bei Tag und Nacht
Nachts bin ich mit leichtem Gepäck unterwegs. Normalerweise nehme ich meine Sony α7R IV und vielleicht meine α7R III als Ersatzgerät mit, dazu meine Makroobjektive FE 50 mm f/2.8 und FE 90 mm sowie mein Blitzlicht, um die Insekten ins rechte Licht zu rücken. Weil ich die volle Kontrolle über die Stärke des Blitzlichts habe, richte ich meine Kamera vollständig manuell ein, um die gewünschte Belichtung zu erhalten. Als Verschlusszeit stelle ich 1/250 Sekunde ein – das ist die maximale Geschwindigkeit, die ich mit dem Blitz verwenden kann. Dann wähle ich die Blende und die Leistung des Blitzlichts aus und passe diese Werte bei Bedarf an. Wenn ich meine Einstellungen vorgenommen habe, kann ich sie meist für die Aufnahmen während einer Nacht beibehalten.
Bei Tageslicht fotografiere ich normalerweise Säugetiere oder Vögel, deswegen muss ich vorbereitet sein. Diese Tiere neigen viel mehr als Insekten dazu, mich zu entdecken und dann wegzulaufen und sich zu verstecken. Aber ich packe auch das 90 mm F/2.8-Makroobjektiv ein, damit ich das Objektiv wechseln kann, wenn ich etwas Kleineres sehe, das ich fotografieren möchte.
Am Tag, wenn es heller ist, verwende ich die α7R IV gern im Blendenprioritätsmodus. So kann ich einfach die passende ISO-Empfindlichkeit einstellen und muss mir über die Verschlusszeit keine Gedanken machen. Zum Scharfstellen nutze ich das Autofokus-Tracking in Echtzeit. Das klappt einfach großartig. Zusammen mit dem 61-Megapixel-Sensor und der Aufnahmerate von 10 Bildern pro Sekunde ist die α7R IV dadurch die beste Kamera für Tierfotografie auf dem Markt.
Kontext schaffen
Für mich sollte ein Tierfoto idealerweise Gefühle auslösen – es muss eine Reaktion geben. Es geht nicht nur darum, den Augenblick einzufangen. Genau wie bei allen anderen Arten der Fotografie auch sind eine hervorragende Komposition und gutes Licht zwar nötig, aber ein großartiges Tierfoto entsteht erst, wenn unterschiedliche Elemente miteinander kombiniert werden.
Bei meinen Projekten geht es oft um die Beziehung von Mensch und Tier. Deswegen sind auf meinen Bildern häufig Menschen zu sehen, denn so kann ich die ganze Geschichte erzählen. Ich möchte zeigen, wie ich mir Naturschutz vorstelle, und die Insekten, mit denen ich mich in meiner Arbeit zurzeit beschäftige, ins Bewusstsein rücken. Die Fotos von Menschen sind ebenso wichtig, weil sie Bewusstsein schaffen und eine Verbindung zwischen dem Verhalten von Menschen und dem von Tieren herstellen. Ich möchte nicht nur die Schönheit der Insekten zum Ausdruck bringen, sondern auch unsere Beziehung zu ihnen.
„Um etwas zu bewahren, müssen wir erst kennen- und lieben lernen, was wir verlieren könnten. Die Fotografie ist ein nützliches Werkzeug, um uns zu sensibilisieren und uns zu zeigen, was uns umgibt. Ich versuche, mit meiner Kamera Tiere in ihrer reinsten Form darzustellen – aus biologischer, gleichzeitig aber auch künstlerischer Sicht.“